2009
2011

Es begann mit dem Kubel: Die Produktion der SAK

Am Anfang war der Kubel. 1897 begann man mit dem Bau des Wasserkraftwerks im Südwesten von St.Gallen, und am 19. Oktober 1900 produzierte das Werk erstmals elektrische Energie. Der Kubel, den man bis 1907 viermal erweiterte, gehörte zu den ersten Speicherkraftwerken der Schweiz. 1910 übernahm der Kanton St.Gallen sämtliche Aktien des bisher privaten und hauptsächlich dank ausländischem Kapital zustande gekommenen Unternehmens. 1914 wurde der Kubel in die neu gegründete SAK eingebracht.

Binnenkanalwerke, Muslen und Giessen

Zu den ersten Produktionsanlagen der SAK gehörten auch die drei Kraftwerke Lienz, Blatten und Montlingen, die 1906 im Zuge der Rheinregulierung entlang dem Rheintaler Binnenkanal entstanden. Und ebenfalls bereits 1914 kam das Kraftwerk Giessen bei Nesslau, das die Firma Kuhn und Grob seit 1896 betrieb, zur SAK. 1919 erwarb die SAK das Kraftwerk Muslen, unterhalb von Amden, zwischen Bettlis und Weesen, am Walensee gelegen. Dieses Kraftwerk, das die Wasserkräfte des Muslenbachs nutzt, wurde 1907/09 von der Gemeinde Amden gebaut.

«Die Elektrizitätsversorgung des SAK Gebietes zeigte anfänglich einen hohen Grad der Eigenständigkeit», wird in der Festschrift festgehalten, die 1989 zum 75-jährigen Bestehen der SAK erschienen ist. «Die anhaltende Verbrauchszunahme liess indessen eine zunehmende Abhängigkeit von fremden Energielieferanten befürchten. Um diese Gefahr abzuwenden, hat die SAK ihre eigenen Produktionsanlagen schrittweise ausgebaut. Die dadurch erreichte Mehrproduktion reichte aber bei weitem nicht aus, weshalb sich die SAK intensiv mit der Ausarbeitung neuer Wasserkraftprojekte befasste. Die Studien führten zum Ergebnis, dass es nicht zweckmässig sei, weitere Kraftwerke im Alleingang zu erstellen. Der Anschluss an eine überregionale Produktionsgesellschaft drängte sich auf und wurde mit dem Beitritt der SAK zu den Nordostschweizerischen Kraftwerken (NOK) denn auch vollzogen.» 1929 beteiligte sich die SAK mit 12.5% an den NOK (heute Axpo).

Die Industrie legt still, die SAK übernimmt

Es dauerte in der Folge denn auch mehrere Jahrzehnte, bis die SAK den eigenen Kraftwerkspark wieder erweiterte. 1977 wurden nach mehrjähriger Bauzeit die Kraftwerke Sarganserland (KSL) in Betrieb genommen. Sie verfügen über ein kombiniertes Speicherwasser- und Pumpspeicherwasserkraftwerk im Taminatal. Die beiden Kraftwerkstufen Mapragg und Sarelli nutzen die Wasserzuflüsse eines rund 160 km² grossen Einzuggebiets im Weisstannen- und Calfeisental und fassen diese in den beiden Stauseen Gigerwald und Mapragg. Die KSL waren ein Gemeinschaftwerk, an welchem die NOK mit 75% beteiligt waren und die SAK mit 25%. 2002 verkaufte die SAK ihre KSL-Aktien an die NOK.

1981 übernahm die SAK das Kraftwerk Herrentöbeli. Dieses liegt wie das Kraftwerk Giessen im Toggenburg an der Thur, aber ein Stück weiter flussabwärts (siehe Beitrag 1991). Als der Zementkonzern Holderbank seine Produktion in Unterterzen aufgab, brauchte er seine Wasserkraftwerke Büeli, Talbach und Mühle nicht mehr. Diese wurden 1989 in die neu gebildete Kraftwerke Unterterzen AG ausgegliedert, und diese wiederum konnte die SAK 1996 gemeinsam mit dem Elektrizitätswerk der Ortsgemeinde Murg (Beteiligung je 50%) erwerben. 2007 kam als weitere Beteiligung das Kraftwerk der stillgelegten Textilfabrik Stoffel in Mels hinzu, das die SAK in der Folge komplett sanierte. 2008 kaufte die SAK das Kleinwasserkraftwerk Schwänberg bei Herisau. Letztere Anlage, zuvor unter dem Namen Kraftwerk Sägerei Stüdli bekannt, war 2003 in sanierungsbedürftigem Zustand beim Verein Appenzeller Energie gelandet. «Mit der Sanierung kann nicht nur ökologischer Strom produziert werden, sondern es kann auch ein Industriedenkmal (Anlage) und eine schützenswürdige Auenlandschaft erhalten werden», schrieb Appenzeller Energie damals auf ihrer Website. Und schliesslich übernahm die SAK 2014 das Kraftwerk Schils in Flums. Es gehörte zuvor der Spinnerei Spoerry, die ihren Betrieb ebenfalls stillgelegt hat.

Eigenproduktion verdoppelt

Mit der jüngsten Akquisition und zahlreichen anderen Vorhaben (Holzkraftwerke, Photovoltaikanlagen etc.) wurde das Ziel, die Eigenproduktion von 50 auf 100 GWh pro Jahr zu verdoppeln, Ende 2014 mit 112 GWh erreicht. Trotzdem deckt die Eigenproduktion nach wie vor nur einige wenige Prozent des Energieabsatzes der SAK.

Willi Schiess

Sieben Mann im Land Rover und echte Kopfarbeit in der Zürchersmühle

Willi Schiess begann als Leitungsbaumonteur und arbeitet heute als Leiter Hausdienst im Hauptsitz in St.Gallen. Seine bisherige Zeit bei der SAK war geprägt von guter Kameradschaft, engen Platzverhältnissen im Gruppenfahrzeug und manchmal unkonventionellen Arbeitsmethoden.

«Für den Leitungsbau wurden in den 1980er-Jahren immer wieder Leute gesucht. Man war froh, geeignete Leute zu finden, denn bei der SAK boomte der Ausbau des Mittel- und Niederspannungsnetzes. Bewerber mussten schwere Arbeiten erledigen können, schwindelfrei und gewillt sein, bei Wind und Wetter draussen zu arbeiten. Als gelernter Zimmermann waren meine Voraussetzungen perfekt und man stellte mich auch ohne grosses ‹Trari-Trara› ein. Man zahlte mir sogar den Militärdienst, den ich noch vor Arbeitsantritt leisten musste. Am ersten Arbeitstag hockten wir uns – sieben Mann – in den Land Rover, vier hinten, drei vorne, und los ging's zur Baustelle. Heute reichen vier Mann, weil sie besser ausgerüstet sind: ‹Buckelten› wir früher das Material auf den Schultern oder schleppten es via Seilwinde zur Baustelle, transportiert man es heute mit Raupenkaretten sogar ins unwegsamste Gelände.

Besonders fordernd war der Job nach dem Sturm Lothar: Es wurde bis zu 15 Stunden und mehr pro Tag gearbeitet, zum Teil bis in die Nacht hinein. Das schweisste uns als Gruppe zusammen, jeder war für jeden da. Die Kameradschaft war toll und wir pflegten sie. Ab und zu sassen wir nach Feierabend noch in der Beiz, tranken ein Bier und diskutierten über ‹Gott und die Welt›. Arbeiteten wir in ländlichen Gebieten, kam bestimmt bald ein Bauer mit Kaffee, Most oder Bier. Einmal mussten wir während eines Weihnachtsessens ausrücken, weil ein Schneesturm im ausserrhodischen Zürchersmühle die Drähte heruntergerissen hatte. So stapften wir im Schnee mit Material und Notstromaggregat vom Restaurant Säntisblick 300 Meter das ‹Bord› hinauf. Wir hatten Steigeisen dabei, oben angelangt stellten wir aber fest, dass der Mast nicht aus Holz, sondern aus Beton war. Glücklicherweise hingen die Drähte nur auf etwa drei Metern Höhe. So konnte mein Kollege auf meine Schultern klettern – er stellte sich sogar kurz auf meinen Kopf – um die Drähte wieder zu verbinden. Zwei Stunden später hatte die Zürchersmühle wieder Strom und wir kehrten zum Weihnachtsessen zurück.

Das ganze Jahr draussen zu arbeiten hatte Vor- und Nachteile. Einmal, an einem eiskalten Wintertag, mussten wir am Stoss in Gais Drähte auf neue Masten umhängen. Wind und Schnee blies uns um die Ohren und mein Bart, den ich damals trug, war in kürzester Zeit gefroren, ein amüsantes Bild. Überhaupt musste man sich an das Arbeiten am Mast gewöhnen. Es ist nicht jedermanns Sache, auf gut 20 Metern Höhe an einem Betonmast seinen Job zu machen. Die ersten Tage fühlt es sich eigenartig an, mit der Zeit bekommt man Routine und ist entspannter. Heute sind die Monteure zusätzlich mit speziellen Absturzsicherungen gesichert. Wenn wir auf grosser Höhe arbeiteten, zogen uns die Kameraden den ‹Znüni› auch mal am Rundlauf hoch, damit wir nicht vom Mast klettern mussten. Letztlich mochte ich diese Arbeit sehr. Zu der Zeit war die Kletterei am Mast für mich als Aktivschwinger zusätzliches Krafttraining. Und weil ich lange mit dem Velo zur Arbeit radelte, gab das Ausdauer obendrauf.

Nach 16 Jahren Leitungsbau konnte ich die Stelle als Leiter Hausdienst übernehmen. Auf Wunsch der SAK besuchte ich die Hauswartschule. Meine aktuelle Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich. Schön ist, dass ich mir die Arbeit selbst einteilen kann. Von Gartenarbeit über Schneeräumen bis zu technischen Arbeiten oder Autoreinigen mache ich alles.»

Willi Schiess, Leiter Hausdienst am Hauptsitz, ist seit 1985 bei der SAK tätig.

Zahlen und Fakten

Vorsitzender d. Geschäftsleitung
Stefano Garbin
Geschäftsleitung
Lukas Mäder, Heinz Reichen, Jürg Solenthaler, Adriano Tramèr
Verwaltungsrats Präsident
Dr. Josef Keller
Verwaltungsrat
Jakob Brunnschweiler, Andreas Frank (ab Februar 2010), Köbi Frei, Dr. Daniel Gut, Willi Haag, Hans-Peter Härtsch, Beat Jud, Roland Rebsamen (ab Februar 2010), Stefan Sutter
Anzahl Mitarbeitende
265
Fläche Versorgungsgebiet
2’375 km2
Einwohner
440’000
Energie
2’894 Mio. kWh Jahresabsatz
Produktion
11 Kraftwerke
52 Mio. kWh erneuerbare Energie
Netz
37 Unterwerke
1’040 Trafostationen
4’250 km Stromnetz